Die Nutzung von Regenwasser gewinnt in Zeiten steigender Wasserpreise, zunehmender Trockenperioden und wachsendem Nachhaltigkeitsbewusstsein immer mehr an Bedeutung. Für viele Hausbesitzer stellt sich jedoch die Frage, was im privaten Bereich überhaupt erlaubt ist und welche rechtlichen Hürden zu beachten sind. Denn während die Verwendung von Regenwasser im Garten nahezu unproblematisch ist, gelten für den Einsatz im Haushalt strenge Vorgaben, insbesondere wenn es um den Schutz des Trinkwassers geht. Der folgende Beitrag beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, gibt einen Überblick über technische Anforderungen und zeigt auf, welche Möglichkeiten und Grenzen es bei der Nutzung von Regenwasser gibt.
Gesetzliche Grundlagen in Deutschland
Die Regenwassernutzung wird durch mehrere Rechtsbereiche berührt. Zentral sind dabei das Wasserhaushaltsgesetz (WHG), die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) sowie einschlägige DIN-Normen.
- Wasserhaushaltsgesetz (WHG): Regelt den Umgang mit Wasserressourcen und schreibt vor, dass eine Einleitung von Niederschlagswasser in die öffentliche Kanalisation oder in ein Gewässer genehmigungspflichtig sein kann.
- Trinkwasserverordnung (TrinkwV): Dient dem Schutz der öffentlichen Trinkwasserversorgung. Sie stellt sicher, dass Regenwassersysteme und Trinkwasserleitungen strikt getrennt bleiben.
- DIN 1989: Legt technische Anforderungen an Planung, Bau und Betrieb von Regenwassernutzungsanlagen fest. Hier werden unter anderem Anforderungen an Filtertechnik, Speichervolumen und Leitungssysteme beschrieben.
Diese Regelungen verdeutlichen: Regenwasser darf zwar genutzt werden, doch nur unter der Bedingung, dass eine klare Trennung zwischen Regen- und Trinkwassernetz gewährleistet ist und keine Gefährdung der öffentlichen Wasserversorgung entsteht.
Funktionsweise und Aufgabe einer Regenrinne
Eine Regenrinne wird am Dachrand befestigt und dient als Sammelrinne für das ablaufende Wasser. Von dort wird es über Fallrohre entweder in die Kanalisation, in eine Versickerungsanlage oder in einen Auffangbehälter zur weiteren Nutzung geleitet. Dieser gezielte Abfluss schützt nicht nur die Fassade vor Verschmutzungen und Durchfeuchtung, sondern bewahrt auch das Fundament vor Unterspülungen und Frostschäden.
Fehlt eine Regenrinne, fällt das Wasser ungebremst vom Dach. Auf diese Weise entstehen Pfützen, ausgewaschene Stellen im Erdreich oder durchfeuchtete Mauerwerke. Langfristig könnten Setzungen am Fundament oder Schimmelbildung im Inneren des Hauses die Folge sein.
Regenwassernutzung im Garten
Die einfachste und rechtlich unproblematischste Form der Regenwassernutzung ist die Sammlung in Regentonnen oder Zisternen zur Bewässerung des Gartens.
- Erlaubt: Aufstellung von Tonnen oder Tanks, auch größere unterirdische Speicher, sofern keine Rückleitung in die öffentliche Kanalisation erfolgt.
- Technisch machbar: Einfache Systeme mit Dachrinne, Filter und Auffangbehälter.
- Keine Genehmigungspflicht: In den meisten Bundesländern ist für die reine Gartenbewässerung keine gesonderte Genehmigung erforderlich.
Trotz der einfachen Handhabung sollte darauf geachtet werden, dass die Anlage verschließbar ist, um Verunreinigungen und Mückenplagen zu vermeiden.
Regenwassernutzung im Haushalt – WC-Spülung und Waschmaschine
Deutlich komplexer ist die Verwendung von Regenwasser im Gebäudeinneren. Häufig diskutiert werden der Einsatz für die Toilettenspülung und die Waschmaschine.
- Rechtliche Zulässigkeit: Grundsätzlich erlaubt, jedoch unter strikten Auflagen.
- Vorgabe der Trinkwasserverordnung: Es muss eine absolute Trennung zwischen Trinkwassernetz und Regenwassernetz bestehen. Kreuzverbindungen oder Umschaltventile sind verboten.
- Kennzeichnungspflicht: Alle Leitungen, die Regenwasser führen, müssen dauerhaft und deutlich sichtbar mit der Aufschrift „Kein Trinkwasser“ versehen sein.
- DIN-Vorgaben: Filteranlagen, Speichersysteme und Pumpen müssen den Anforderungen der DIN 1989 entsprechen.
Die Verwendung für Toilettenspülung gilt als technisch erprobt und unbedenklich, wenn die Systeme normgerecht installiert sind. Bei der Nutzung in der Waschmaschine sind Hygienefragen zu beachten, insbesondere die Qualität des gesammelten Wassers und die Filterung.
Regenwasser und Trinkwasser – strikte Trennung vorgeschrieben
Ein zentraler Punkt ist der Trinkwasserschutz. Jede Gefahr einer Vermischung von Regen- und Trinkwasser muss ausgeschlossen sein. Deshalb gelten folgende Pflichten:
- Rückflussverhinderer sind vorgeschrieben, um ein Eindringen von Regenwasser in das öffentliche Netz zu verhindern.
- Systeme mit manuellen Umschaltern sind nicht zulässig.
- Bei Anschluss der Anlage an Haushaltsgeräte muss eine fachgerechte Installation durch einen zugelassenen Installateur erfolgen.
Wer diese Vorgaben missachtet, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch erhebliche Haftungsprobleme, falls es zu einer Verunreinigung der öffentlichen Wasserversorgung kommt.
Genehmigungspflichten und Meldepflichten
Nicht jede Form der Regenwassernutzung ist frei von Formalitäten.
- Meldepflicht: In vielen Bundesländern müssen Anlagen, die Regenwasser ins Hausnetz einspeisen, beim zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden.
- Genehmigungspflicht: Besteht dann, wenn Niederschlagswasser nicht nur gesammelt, sondern in den Untergrund oder in ein Oberflächengewässer eingeleitet wird. Hier greift das Wasserhaushaltsgesetz.
- Gebührenrechtliche Aspekte: Einige Kommunen erheben Niederschlagswassergebühren. Wer Regenwasser sammelt oder versickern lässt, kann diese Gebühren reduzieren – muss die Anlage jedoch melden.
Es lohnt sich daher, vor der Installation die örtlichen Vorschriften bei Gemeinde oder Stadtwerk zu prüfen.
Hygienevorgaben und Qualitätsanforderungen
Regenwasser ist nicht keimfrei. Es enthält Partikel, Pollen und organische Rückstände vom Dach. Deshalb gelten Anforderungen an Hygiene und Qualität:
- Filtertechnik: Vor Eintritt in den Speicher muss das Wasser gefiltert werden.
- Geschlossene Systeme: Zisternen sollten lichtdicht und verschlossen sein, um Algenwachstum und Mückenbefall zu vermeiden.
- Wartung: Regelmäßige Inspektionen und Reinigungen sind Pflicht, um Keimbildung zu verhindern.
- Besonderheit Waschmaschine: Hier ist eine zusätzliche Filterstufe sinnvoll, da sonst Geruchsprobleme auftreten können.
Vorteile der Regenwassernutzung
Trotz der rechtlichen Auflagen bietet die Nutzung von Regenwasser zahlreiche Vorteile:
- Ökologische Wirkung: Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs, Entlastung der Kanalisation.
- Ökonomischer Nutzen: Senkung der Wassergebühren, ggf. Verringerung der Niederschlagswassergebühr.
- Klimaanpassung: Speicheranlagen helfen, Starkregen abzufangen und Überschwemmungen zu vermeiden.
Grenzen und Nachteile
- Investitionskosten: Eine Regenwassernutzungsanlage für WC und Waschmaschine ist kostenintensiv.
- Pflegeaufwand: Filter und Speicher müssen regelmäßig gewartet werden.
- Rechtliche Formalitäten: Meldepflichten und Auflagen sind einzuhalten.
- Technische Risiken: Unsachgemäße Installation kann zu Hygienerisiken führen.
Fazit
Die Nutzung von Regenwasser ist in Deutschland nicht nur möglich, sondern ausdrücklich erwünscht, solange die rechtlichen und technischen Vorgaben eingehalten werden. Während die Gartenbewässerung mit Regentonne oder Zisterne völlig unproblematisch ist, erfordert die Verwendung im Haushalt – etwa für die Toilettenspülung oder die Waschmaschine – eine fachgerechte Planung, Installation und Kennzeichnung.
Wer diese Regeln beachtet, profitiert mehrfach: Das Trinkwassernetz bleibt geschützt, die eigenen Kosten sinken und ein Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Wasserressourcen wird geleistet.